Eine Reise in Zeiten, als Weihnachtsbräuche wegen Schabernack umstritten waren
„Stille Nacht, heilige Nacht!“ - so umschreibt ein Lied „alle Jahre wieder“ die Stimmung des Weihnachtsfestes. Alle Jahre wieder? Es gab Zeiten, da ging es in den Advents- und Weihnachtsnächten alles andere als still oder heilig zu. Beschreibungen jenes turbulenten Treibens im Rahmen kirchlicher Feiern während der sogenannten „Dezemberfreiheit“, über „Narren-„ und „Eselsfeste“ liegen in bischöflichen Verordnungen aus dem Spätmittelalter vor.
Auch in Sachsen sind derartige Narreteien aktenkundig. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts kam es zu heftigen Auseinandersetzungen über weihnachtliche Volksbräuche. Unterschiedliche Spielscharen – die „Heiligen Christer“, die „Engelscharen“ und die „Sternsinger“ – zogen lärmend durch nächtliche Straßen und Gassen. Dabei sammelten sie Süßigkeiten ein.
Die Obrigkeit verurteilte unentwegt, meist vergeblich, jene „Christlarven und Weihnachtsgespenster“, vor allem deren „Heischegänge“ wegen Bettelei und Ruhestörung.
In Gasthöfen und Wohnstuben führten Laienspieler die biblische Weihnachtsgeschichte auf, allerdings mit deftigen Einsprengseln oder satirischer Sozialkritik. Das rief die Reformatoren und später die Aufklärer auf den Plan. Bis in das 19. Jahrhundert vermochten weder Pastoren noch Pädagogen all die „heidnischen“, auch „papistischen“ Spieltraditionen völlig auszumerzen.
So gingen sie dazu über, alte Spieltexte von allem „Unflat“ zu „reinigen“. Damit schufen sie eine noch heute gültige Literatur für Krippenspiele zu den Christmetten.