Alter Amtshof

Die kurze Straße liegt zwischen dem Martin-Luther-Ring und der Kreuzung mit der Manet- und der Zimmerstraße. Sie wurde nach dem kurfürstlichem Amt benannt, das dort ursprünglich lag. Die alte Wohnbebauung wurde 1963 abgebrochen, die neue ab 1985 errichtet.

Apels Garten

Die schmale Straße verbindet für Fußgänger die Zentralstraße mit der Otto-Schill-Straße, wobei nur von hier Autos einfahren können. Sie wurde 1923 nach dem Garten von Andreas Dietrich Apel (geb. 28.07.1662 in Quedlinburg, gest. 14.01.1718 in Leipzig) benannt, einem Handelsherren und Seidenfabrikanten. Die fächerförmige Anlage galt als größter und schönster der Leipziger Barockgärten und hat den Bebauungsplan des Kolonnadenviertels stark beeinflusst. Eine Anekdote besagt, dass August der Starke Apels Frau ein Geschenk machen wollte. Sie wünschte sich einen Fächer und bekam daraufhin den Garten geschenkt.

Bosestraße

Sie liegt zwischen dem Dittrichring und dem Nikischplatz bzw. der Thomasiusstraße. Sie wurde 1898 nach dem Handelsmann und Ratsherren Georg Bose (geb. 25.01.1650 in Leipzig, gest. 23.07.1700 ebd.) benannt. Vorher hieß sie seit 1881 Oeserstraße nach dem Maler und Bildhauer Adam Friedrich Oeser (1717 bis 1799). Georg Bose besaß mit dem Klein-Bosischen Garten einen der schönsten in Leipzig und ließ ihn als französischen Park gestalten. Nachdem die Gärten im Viertel parzelliert wurden, entstand in der Straße das Centraltheater für Operettenaufführungen. Nach dessen Zerstörung 1943 wurde hier das Schauspielhaus 1955/56 durch Um- und Ausbau wiedererrichtet.

Dittrichring

Dieser Teil des Promenadenrings begrenzt unser Viertel im Nordosten und wurde 1917 nach Rudolf Bernhard August Dittrich (geb. 02.01.1855 in Bärenwalde, gest. 15.02.1929 in Berlin) benannt. Vorher war dies seit 1839 ein Teilstück der Straße An der Pleiße und seit 1898 hieß er Thomasring. Dittrich war Student der Universität Leipzig, Justizbeamter und Stadtrat in Chemnitz und Oberbürgermeister in Plauen. Von 1908 bis 1917 wirkte er als Oberbürgermeister in Leipzig, offensichtlich so erfolgreich, dass ihm bei seinem Ausscheiden die Ehrenbürgerschaft angetragen und der Dittrichring nach ihm benannt wurde.

Dorotheenplatz

Früher im Zentrum von Apels Garten, heute im Zentrum unseres Viertels bildet der Platz die Kreuzung von Kolonnaden-, Reichel-, Otto-Schill- und Elsterstraße. Er trägt den Namen von Christiana Dorothea Heine (geb. Reichel, 21.05.1781 in Leipzig, gest. 05.08.1857 ebd.), der ältesten Tochter E.T. Reichels, dem Besitzer von Reichels Garten. Ihr Sohn war der stadtbekannte Carl Heine, der den Leipziger Westen baulich erschloss und den Elster-Saale-Kanal plante. Als die Gärten in unserem Viertel parzelliert und bebaut wurden, entstand zwischen dem Platz und der heutigen Kolonnadenstraße ein prachtvolles Durchgangsbauwerk mit Wohnungen, die Dorotheen-Passage. Von 1987 bis 1989 bekam der Platz durch Neubauten seine historische Fassung zurück. Hier stehen heute die Kopien zweier Statuen (Jupiter und Juno) von Balthasar Permoser (1651 bis 1732), die früher mit zwei weiteren in Apels Garten standen.

Elsterstraße

Schon seit 1845 hat die von Carl Heine angelegte Straße ihren Namen, der sich auf die Weiße Elster bezieht und vom Dorotheenplatz bis zum Waldplatz führt. Ein verrohrter Seitenarm des Flusses unterquert die Elsterstraße außerhalb unseres Viertels auf Höhe der Carl-Maria-von-Weber-Straße. Der Elstermühlgraben wird mittelfristig wieder freigelegt. 1938 wurde sie in Ludendorffstraße umbenannt ehe sie 1945 ihren alten Namen zurückbekam.

 

Friedrich-Ebert-Straße

Die Straße begrenzt unser Viertel nach Westen und hat ihren Namen von dem führenden SPD-Politiker und Reichspräsidenten Friedrich Ebert (geb. 04.02.1871 in Heidelberg, gest. 28.02.1925 in Berlin). Er besuchte als erstes deutsches Staatsoberhaupt regelmäßig die Leipziger Messe. 1945 wurde ihm zu Ehren die alte Weststraße (seit 1845 und im Süden mit anderem Verlauf) umbenannt.

Gottschedstraße

Die Straße beginnt am Dittrichring und verlässt über die Käthe-Kollwitz-Straße unser Viertel. Sie hatte seit 1867 Poniatowskistraße und seit 1881 Verlängerte Poniatowskistraße geheißen bis sie unter Protest polnischer Immigranten und der polnischen Regierung 1934 in Gottschedstraße umbenannt wurde. Johann Christoph Gottsched (geb. 02.02.1700 in Juditten bei Königsberg, gest. 12.12.1766 in Leipzig) war ein Schriftsteller und Literaturhistoriker in der Frühaufklärung. Nachdem er sich an der Universität Leipzig habilitierte, lehrte er hier ab 1730 und wurde mehrmals zum Rektor gewählt. Er setzte sich für Sprachreformen, neue Theaterformen, Bildung des Bürgertums und speziell Frauenbildung ein. Ab 1925/26 brachte er mit den Vernünftigen Tadlerinnen die erste deutsche Frauenzeitschrift raus. Mit der Deutschen Gesellschaft verfolgte er seit 1727 das Ziel, die deutsche Sprache zu emanzipieren und zu pflegen.

Karl-Tauchnitz-Straße

An der Südgrenze unseres Viertel liegt diese Straße, die nach dem Buchdrucker und Verlagsbuchhändler Karl Christian Philipp Tauchnitz (geb. 04.03.1798 in Leipzig, gest. 16.04.1884 ebd.) benannt wurde. Er war mit seiner Stiftung eines Menschenfreundes ein großzügiger und bedeutender Stifter der Stadt und half damit besonders Kranken und Waisen. Da er nicht wollte, dass Stiftungen den Namen der Stifter tragen, ehrten ihn die Stadtoberen 1885 mit der Straßenbenennung.

Käthe-Kollwitz-Straße

Sie begrenzt das Kolonnadenviertel nördlich in einem langen Bogen, den es teilweise vor dem Zweiten Weltkrieg noch nicht gegeben hat. Die damalige Promenadenstraße (seit 1855) begann wie auch heute am Promenadenring und verlief geradlinig bis zum früheren Westplatz, dort wo heute die Kolonnadenstraße endet. 1939 bis 1945 hieß sie Mackensenstraße und 1945 bis 1962 Richard-Lipinski-Straße. Nach der flächendeckenden Kriegszerstörung wurde sie bis 1962 zum heutigen Westplatz gezogen. Ab da bekam auch dieser Straßenzug den Namen, den die heutige Käthe-Kollwitz-Straße trägt, die bis zur Karl-Heine-Straße führt. Die Benennung verordnete 1945 die damalige Landesverwaltung Sachsen für wichtige Hauptstraßen der größten sächsischen Städte. Käthe Kollwitz (geb. 08.07.1867 in Königsberg, gest. 22.04.1945 in Moritzburg) war Grafikerin, Malerin und Bildhauerin.

Kolonnadenstraße

Die zentrale Straße in unserem Viertel liegt zwischen Dorotheenplatz und Friedrich-Ebert-Straße. Sie wurde 1845 nach den hölzernen Kolonnaden in Reichels Garten benannt, früher Apels Garten.

Lurgensteins Steg

Dieser anliegerfreie Weg verbindet den Dittrichring mit der Rudolphstraße entlang des Pleißemühlgrabens. Er wurde 1931 nach Lurgensteins Garten benannt. Wenzel Anton Lurgenstein war Kammfabrikant und für den Bau der 1849 eröffneten Centralhalle verantwortlich.

Manetstraße

Die Straße liegt zwischen der Kreuzung Alter Amtshof/Zimmerstraße und der Friedrich-Ebert-Straße. 1985 wurde sie nach dem französischen Maler und Grafiker Édouard Manet (geb. 23.01.1832 in Paris, gest. 30.04.1883 ebd.) benannt. Zuvor hieß sie seit 1840 Moritzstraße, nach dem Sohn E. T. Reichels.

Martin-Luther-Ring

Dieses Teilstück des Promenadenrings begrenzt das Viertel im Südosten. Es hieß ab 1839 An der Pleiße und ab 1898 Rathausring, wegen des Neuen Rathauses an dieser Stelle. Im Herbst 1933 wurde der Straßenzug anlässlich des 450. Geburtstages Martin Luthers (geb. 10.11.1483 in Eisleben, gest. 18.02.1546 ebd.) umbenannt. Der Theologe, Reformator und Begründer des deutschen Protestantismus beteiligte sich 1519 an der Leipziger Disputation auf der Pleißenburg, mit der die Lösung vom Pabsttum begann. In seiner Anwesenheit wurde 1539 die Reformation auch in Leipzig eingeleitet.

Max-Beckmann-Straße

Diese Straße windet sich von der Reichelstraße bis zur Käthe-Kollwitz-Straße durch das Viertel. Sie ist ein Teilstück der alten Alexanderstraße, die 1848 nach dem Enkel E. T. Reichels Alexander Reichel benannt wurde. 1984 bekam sie den Namen des Malers und Grafikers Max Beckmann (geb. 12.02.1884 in Leipzig, gest. 27.12.1950 in New York).

Nikischplatz

Der Platz ist ein umbautes Rechteck an der Ecke Bose-/Thomasiusstraße. 1922 wurde er nach Arthur Nikisch (geb. 12.10.1855 in Lébényi Szent Miklos/Ungarn, gest. 23.01.1922 in Leipzig) benannt. Seine Wohnung befand sich bis zu seinem Tod in der Thomasiusstraße 28, nicht weit von dem Platz. Nikisch leitete als Kapellmeister 1878 bis 1889 das Leipziger Stadttheater und 1895 bis 1922 das Gewandhausorchester. Gleichzeitig war er Chefdirigent der Berliner Philharmoniker. Die beiden Fechterfiguren, die heute den Platz zieren, erinnern an den früher hier liegenden Klein-Bosischen Garten.

Otto-Schill-Straße

Der „Stiel des Fächers“ von Apels Garten bildete zu dessen Zeit seinen Eingangsbereich. Dorotheenstraße hieß die kurze Verbindung zwischen dem Promenadenring und dem heutigen Dorotheenplatz seit 1845. Der Stadtverordnete und Ehrenbürger Otto Schill (geb. 09.12.1838 in Schneeberg, gest. 28.02.1918 in Leipzig) war ab 1912 noch zu Lebzeiten der Namensgeber dieser zentralen Straße in unserem Viertel.

Reichelstraße

Der Kaufmann Erdmann Traugott Reichel (geb. 08.11.1748 in Kamenz, gest. 30.05.1832 in Leipzig) erwarb Apels Garten 1787 und ließ ihn umgestalten. Der nunmehrige Reichels Garten wurde schließlich parzelliert, verpachtet und gab unserem Viertel seinen Grundriss. Bevor die Straße ab 1906 nach Reichel benannt wurde, hieß sie Erdmannstraße. Sie beginnt am Dorotheenplatz und mündet in die Friedrich-Ebert-Straße.

Rudolphstraße

Der Rudolphsche Kaffeegarten war einst Teil von Reichels Garten. Nach dem Bau einer stabilen Brücke über den Pleißemühlgraben und der Erschließung des ganzen Areals ab 1844 wurde die Rudolphstraße 1845 angelegt. Sie liegt heute zwischen der Manetstraße und dem Martin-Luther-Ring. Um 1846 hatte Bertha Beckmann in dieser Straße ihr Atelier, das als Wiege der Leipziger Berufsfotografie gilt.

Thomasiusstraße

Nur ein südliches Teilstück der Thomasiusstraße liegt im Kolonnadenviertel. Dieser Teil liegt unmittelbar am Nikischplatz. 1895 wurde es nach der Bebauung der verbliebenen Gärten nach Christian Thomasius (geb. 01.01.1655 in Leipzig, gest. 23.09.1728 in Halle/Saale) benannt. Der Jurist und Philosoph der Frühaufklärung besuchte die Nikolaischule, lehrte einige Jahre an der Leipziger Universität und hielt 1688 als erster Hochschullehrer in Deutschland Vorlesungen in deutscher Sprache.

Zentralstraße

Die Zentralstraße verbindet die Gottschedstraße mit der Elsterstraße. Sie trägt ihren Namen seit 1855 nach der Centralhalle, die 1848 bis 1898 an der Ecke Gottschedstraße/Dittrichring stand.

Zimmerstraße

Die Zimmerstraße liegt zwischen der Kreuzung Alter Amtshof/Manetstraße und der Reichelstraße und wurde so seit 1855 nach dem Ratszimmerhof bezeichnet. Die Benennung war wohl in Vergessenheit geraten und wurde 50 Jahre später 1905 wiederholt.

 

Quellen:

Stadtarchiv Leipzig (Hrsg.): Lexikon Leipziger Straßennamen. Leipzig, 1995.

Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Leipzig, 2005.