Die Mitglieder der AG Geschichte recherchieren, diskutieren und publizieren seit 2003 zur Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Kolonnadenviertels. Recherchiert wird in Archiven, Bibliotheken und bei persönlichen Begegnungen, diskutiert in regelmäßigen AG-Beratungen im Restaurant „Apels Garten“ und publiziert schließlich im Kalender, im Infoblatt und in Vorträgen. Geplant ist, das gesammelte Material in naher Zukunft zu einer Chronik zusammenzustellen. Mit der folgenden Übersicht wollen wir die vielfältigen Themen unserer interessanten und anregenden "Freizeitbeschäftigung" vorstellen. Wir hoffen, dass wir mit der Zusammenschau auch Interesse wecken können, in der AG mitzuarbeiten. Wir sind inzwischen von reinen Laien zu motivierten "Experten" geworden und würden unsere Erfahrungen gern weitergeben.

In den Infoblättern ab Nr. 7 vom Januar 2006 berichteten v.a. unsere Freunde Hago Fischer und Günter Vetterlein unter dem Titel „Geschichte und Geschichten“ über die Baugeschichte des Kolleviertels. Zunächst wurde „das Kolonnadenviertel im Stadtbild von Leipzig“ in zwei Teilen vorgestellt (19. Jahrhundert, 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts), es folgte eine Beschreibung der Nachkriegszeit (Enttrümmerung und Wiederaufbau 1946-1960) und schließlich in zwei Folgen die aufschlussreiche Darstellung der „Umgestaltung der Inneren Westvorstadt“. Den Abschluss der Reihe bildet ein Artikel zur „baulichen Entwicklung des Kolonnadenviertel nach 1990“, verfasst vom zuständigen Ex-Baubürgermeister, unserem Vereinsmitglied Niels Gormsen.

Ebenfalls zur Baugeschichte - und den eng damit verbundenen sozialen Entwicklungen - hält unser Fördermitglied Hella Müller seit Oktober 2005 interessante, vielfach geradezu spannende Vorträge. Umfangreiche, akribisch recherchierte Bildauswahl vermittelt dem aufmerksamen Publikum, wie unser Leipzig einst aussah, wie es v.a. am 4. Dezember 1943 zerstört wurde und seitdem neu entstand. Begonnen hatte die Vortragsreihe mit dem „Virtuellen Spaziergang über den Ring“, es folgten besonders überraschende Bilder des Marktes „im Wandel der Zeit“ und weitere Einblicke in die City, wie Grimmaische Straße und Reichsstraße. Bisher kommen allein 17 Präsentationen aus der Feder von Frau Müller. Wir freuen uns auf weitere Vorträge!

Begonnen wurde die Vortragsreihe aber schon im November 2003 durch Hans-Gottfried Fischer, inzwischen seit 2009 unser Ehrenmitglied. Er hat zunächst drei interessante Vorträge zur Chronik der Westvorstadt sowie zur Bedeutung der Straßen und ihrer Namen im Kolonnadenviertel gehalten und später dann im Frühjahr 2005 im Vorgriff auf unsere Kalender 2008 und 2009 eine weitere Präsentation zum Thema „Künstlern und Kunststätten im Viertel“ vorgetragen. Auch Externe haben wir eingeladen, unsere Vortragsreihe zu bereichern. So hat im August 2004 Stadtrat Siegfried Schlegel über das Modellprojekt „Innerstädtisches Bauen im Kolonnadenviertel zu DDR-Zeiten“ gesprochen. Catrin Friedrich vom Geschichtsverein Leipzig hat im Februar 2008 einen Vortrag zum Neuen Rathaus bei uns gehalten und der Gästeführer Frank Rohn im Juli 2012 eine Dia-Schau zum Umfeld von Centralmarkthalle, Rossplatz und Wilhelm-Leuschner-Platz. Für diese Präsentationen hat sich inzwischen ein Stamm von Zuhörern aus ganz Leipzig herausgebildet, und wir bedanken uns beim Theaterhaus des Evangelischen Schulzentrums „Schille“, dem Restaurant „Apels Garten“ und dem Caritas-Stadtverband, die es uns ermöglichen, ihre schönen Räumlichkeiten dafür zu nutzen.

Die besondere Bedeutung der jüdischen Geschichte für unser Kolonnadenviertel vermittelte Günter Vetterlein anlässlich des 70. Jahrestags des Novemberpogroms 2008 in einem eindrucksvollen Vortrag über „Jüdisches Leben im Kolonnadenviertel“. In Wort und Bild erfuhren die Teilnehmer unmittelbar, warum Gedenkfeiern an den Standorten der Synagogen und Stolpersteine verpflichtend bleiben.

Pünktlich zum 600-jährigen Jubiläum der Universität Leipzig würdigte unser Verein die beiden berühmten Gelehrten der Universität Christian Thomasius und Johann Christoph Gottsched, mit denen unser Stadtviertel durch die Benennung zweier Straßen verbunden ist. Anneros Meischner-Metge hielt dazu einen vielbeachteten Vortrag.

Alltäglich begegnen viele Mitglieder und Freunde unseres Vereins dem wohl ästhetisch schönsten Werk der AG-Mitglieder, dem Kalender. 2006 erschien die erste noch sehr bescheidene Ausgabe zum Motto „Interessantes aus Geschichte und Gegenwart“, ab 2007 wählten wir jeweils ein konkretes Thema und konnten mit auch ein anspruchsvolles Design der Kalender entwickeln. Wir erinnern:

  • 2007: Mühlen, Brücken und Bäder entlang des Pleißemühlgraben
  • 2008: Kunst und Künstler im Kolonnadenviertel
  • 2009: Kunststätten einst und jetzt
  • 2010: Verlorene Gebäude im Kolonnadenviertel
  • 2011: Historische Straßen und Plätze im Kolonnadenviertel
  • 2012: Gärten und Parks im und rund um das Kolonnadenviertel
  • 2013: Cafés, Kneipen, Restaurants gestern und heute im Kolonnadenviertel.

Projekt "Jüdisches Leben im Kolonnadenviertel - gestern, heute und morgen"

Am Anfang stand die zufällige und überraschende Verbindung zu Thea Hurst, die als jüdisches Mädchen bis 1939 in der Thomasiusstraße gewohnt hat. Im Juli 2003 wurde ihr die Ehrenmitgliedschaft im Bürgerverein angetragen. Damit begann eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit im Rahmen dieses Projekts. Höhepunkte waren dabei insbesondere:

  • Das Anbringen eines Merkzeichens für die 1938 zerstörte Ez-Chajim-Synagoge unmittelbar neben deren früheren Standort in der Gasse Apels Garten am 65. Jahrestag der Zerstörung 10.11.2003. Der Text stammt von Thea Hurst.
  • Ein Jahr später Aufstellung eines Schaukastens, der an die Synagoge erinnert.
  • Lesungen und Gespräche mit Thea Hurst in den Folgejahren bei jedem ihrer Besuche in Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Schulmuseum.
  • Verlegung der ersten Stolpersteine für Theas Vater, Chaim Lazar Gersten und den Künstler Edouard Einstein sowie seine Frau Victoria am 24. Mai 2007.
  • Ein Vortrag zum Jüdischen Leben im Kolonnadenviertel anlässlich des 70. Jahrestags der Pogromnacht 1938 am 3. November 2008.
  • Würdigung der beiden 1938 zerstörten Synagogen in unserem Jahreskalender 2010.
  • 2009 begannen wir auf Thea Hursts Anregung das Projekt „Malen als Therapie für Menschen mit erlittenen Hirnschäden durch Schlaganfall oder Unfall“, mit dem wir in einer Ausstellung der von Teddy Hurst nach seinem schweren Schlaganfall auf diese Hilfe für Betroffene aufmerksam gemacht haben. Angeregt durch die Ausstellung hat sich in Leipzig bereits im 1. Halbjahr 2010 eine solche Malgruppe innerhalb der Selbsthilfegruppen Aphasiker gebildet, die bis heute fortbesteht.

Mit einem Folgeprojekt wurde das Thema „Jüdisches Leben“ fortgesetzt. 2012 haben wir das Projekt „Würdigung der Ez-Chajim-Synagoge“ bearbeitet. Darüber wird an dieser Stelle berichtet.